Supermutti will Kinderspione

18Mär09

Bundesfamilienministerin von der Leyen schlägt erneut vor, jugendliche Testkäufer die Einhaltung des Verkaufsverbots von Computerspielen ohne Jugendfreigabe überprüfen zu lassen. Bei einem Händler werden die Testkäufer garantiert keine Titel ab 18 Jahren finden: Galeria Kaufhof nimmt solche Spiele aus dem Sortiment.

golem.de / 18.03.2009

Im Zeichen des Amoklaufs von Winnenden und dessen medialer Ausschlachtung darf natürlich unsere Familienministerin, die schon kürzlich ihre technische und vor allen auch logische Inkompetenz bezüglich Contentfiltering bewiesen hat, nicht mit sinnfreien Vorschlägen fehlen, um etwaige Massenmörder von zukünftigen Taten abzuhalten.

Da es sich bei der konservativen Wählerklientel und bei überängstlichen Müttern besonders gut macht, auf sogenannte Gewaltspiele einzuprügeln und diese als Auslöser für nahezu alle Übel dieser Welt zu verkaufen (obwohl unabhängige wissenschaftliche Studien keinen Zusammenhang zwischen Amokläufen und Computerspielen herstellen konnten)  kommt unsere Supermutti mit Ministerambitionen nun mit dem Vorschlag, dass man die Vertreiber von Spielen etwas genauer überprüfen sollte. Dazu reichen die bisherigen Kontrollmechanismen natürlich nicht, nein, sondern hier müssen Kinderspione eingesetzt werden, die mit fingierten Einkäufen die Vertreiber auf’s Glatteis locken sollen. Denn nur durch strinkte Überwachung und Kontrolle ist natürlich gewährleistet, dass solche Spiele nicht die Hände Minderjähriger gelangen…

Ich frage mich, auf welchen Planeten Frau von der Leyen eigentlich lebt… oder besser, in welchem Jahrhundert. Solche Maßnahmen mögen ja in den 80ern noch irgendwie gezogen haben (und selbst damals nicht, ich hatte auch das verufene Ärzte-Album „Ab 18“, obwohl ich erst 14 war), aber im Zeitalter digitaler Distribution und der Möglichkeit von P2P-Filesharing erscheint das ganze doch hoffentlich nicht nur mir wie ein Wahlkampftrick. Im rechtskonservativen Lager (sprich CDU/CSU) hat man sich wohl auch schon darauf verständigt, dass man mangels anderer Wahlkampfthemen den Amoklauf von Winnenden für das Superwahljahr nutzt – und natürlich bringt man dieses schreckliche Ereignis mit den sog. „Gewaltmedien“ in Zusammenhang.

Das fühlt sich so gut und richtig an, dass man auch gerne auf fundierte Beweise verzichtet.

Und wie immer in der Politik gilt: Hauptsache wir machen etwas dagegen!



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